Nicholas Winton in Prag

Verschlagwortet mit ,

Denkmal für Nicholas Winton in Prag

Während ich in Prag auf meinen Anschlusszug warte, fällt mein Blick auf eine Skulpturengruppe. Ein Mann und zwei Kinder stehen in Bronze gegossen am selben Bahnsteig. Was ist die Geschichte dazu? Die Antwort heißt Nicholas Winton.

Die Züge von Nicholas Winton

Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges organisierte Nicholas Winton mehrere Züge, die jüdische Kinder von Prag nach England brachten. Wie die Geschichte zeigte, rettete er mit dieser Tat höchstwahrscheinlich ihr Leben.

Für das Kind (Pro dítě)

Das Denkmal an die damaligen Ereignisse ist sehr eindrücklich gestaltet. Die Personen stehen ohne Sockel quasi auf Augenhöhe mit den Wartenden am Bahnsteig 1 des Prager Hauptbahnhofs (Praha hlavní nádraží). Die nach unten geneigten echten Blumen in den Händen des Mädchens verstärken die Traurigkeit in seinen Gesichtszügen.

Eine Tafel verrät mir den Titel des Kunstwerks: Für das Kind (Pro dítě). Der Text dankt Nicholas Winton, dessen Züge 669 Kindern die Ausreise nach England ermöglichten. Die Tafel mahnt aber auch, dass 15.131 tschechische Kinder in den Konzentrationslagern verstarben.

Ich erfahre, dass die Bildhauerin Flor Kent die Schöpferin dieses Werks ist. Sie ist mir nicht unbekannt. Auch auf dem Wiener Westbahnhof erinnert eine Skulptur von ihr an die Kindertransporte nach England.

Das Denkmal in Prag wurde anlässlich der Gedächtnisfahrt am 1. September 2009 enthüllt. Laut Wikipedia ist die Mädchenfigur nach einer Enkelin eines geretteten Kindes modelliert. Leider erfahre ich nichts über die Figur des erwachsenen Mannes. Ist es ein Vater, der sich hier von seinen Kindern für immer verabschiedete?

Die Gedächtnisfahrt im Jahre 2009

Besonders rührend empfinde ich die Gedächtnisfahrt zu diesen Ereignissen im Jahre 2009. Ein aus historischen Wagen und Lokomotiven zusammengesetzter Zug fuhr unter der Bezeichnung „Winton Train“ die Strecke Prag – London noch einmal.

Die Teilnehmer an dieser Fahrt setzten sich aus einigen der damals Geretteten und vielen ihrer Nachkommen zusammen. Am Zielbahnhof Liverpool Street in London trafen sie auf Nicholas Winton, der als 100-jähriger noch an diesem Ereignis teilnehmen konnte.

Gibt es etwas Eindrucksvolleres als in die Augen jener zu blicken, die erst durch diese Tat auf die Welt kommen konnten? Laut Schätzungen entwickelten sich aus den 669 geretteten Kindern rund 5.000 Nachkommen.

Quellen / Weiterführende Links

  • Link Biografie von Nicholas Winton auf Wikipedia (DE)
  • Link Beschreibung des Winton Trains auf Wikipedia (EN)