Kaiserliche Wagenburg in Wien

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Kaiserliche Wagenburg in Wien

Als die Staatspräsidenten noch nicht mit dem Mercedes und die Päpste noch nicht mit dem Papamobil fuhren, war die große Zeit der Kutschen. Diese Ära ist längst vorbei, doch viele pferdebespannte Karossen sind erhalten geblieben. Einige davon zeigt die Kaiserliche Wagenburg in Wien.

Die Kaiserliche Wagenburg in Wien

Die Kaiserliche Wagenburg liegt etwas seitwärts vom Ehrenhof des Schlosses Schönbrunn und erinnerte mich von weitem an eine Wagenremise der Straßenbahn. Tatsächlich war es aber die ehemalige Winterreitschule.

Nach Lösen der Eintrittskarte betrat ich eine große Halle, gefüllt mit edlen Kutschen und noch edlerer Kälte. Das Aufsichtspersonal trug dicke Mäntel, was wohl einiges über die Temperaturen an diesem Februartag aussagte.

Die Wagenburg war sehr übersichtlich. Es gab nur eine größere Halle und einen kleinen Nebenraum, sowie eine Galerie. Die Kutschen standen Rad an Rad in vier Reihen aufgefädelt. Im kleinen Nebenraum erwarteten mich die Prachtexemplare. Auf der Galerie gab es einige Bilder zu sehen.

Der große Trauerwagen

Gleich die ersten beiden Exemplare am Eingang fielen mir gar mächtig ins Auge. Zu einem der Trauerwagen für die Beerdigungen der Habsburger, zum anderen ein kaiserliches Automobil. Angeblich das letzte Automobil, das es von der kaiserlichen Familie zu sehen gibt.

Der Trauerwagen war bereits ein alter Bekannter für mich, sah ich ihn zuletzt bei der Beerdigung von Kaiserin Zita im Jahre 1989 auf dem Weg zur Kapuzinergruft. Nun hatte ich Gelegenheit das große schwarze Ungetüm aus nächster Nähe zu betrachten.

Diese Nähe zu den Kutschen war für mich auch die größte Attraktion der Wagenburg. Zwar war das Berühren und auch das Fotografieren strengstens verboten, aber selbst mit den Händen in den Hosentaschen konnte ich mir die Details der einzelnen Wagen gut ansehen.

Federungen und andere Details

Vor allem die unterschiedlichen Arten der Federungen hatten es mir dabei angetan, da gab es doch einige ungewöhnliche Lösungen. Bei der Innenausstattung fiel mir auf, dass sie sich bei vielen Wagen ähnelte. Wie es überhaupt auch Spaß machte die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der einzelnen Wagentypen zu analysieren.

Dabei kamen mir die Beschriftungen sehr zu Hilfe. Auf den Texten war der Typ der Kutschen sowie deren früherer Besitzer stets verzeichnet. So bestand für mich die Möglichkeit, Unterschiede bei den Rängen der Wagen zu identifizieren. Der Kaiser reiste in einer besseren Kutsche als der Erzherzog.

Obwohl, je älter die Monarchie desto weniger konnte ich mich auf dieses Schema verlassen. So beeindruckten mich vor allem jene einfachen Modelle, mit denen Kaiser Franz Joseph von der Neuen Hofburg nach Schönbrunn zu reisen pflegte.

Auch einige andere Besonderheiten gab es zu entdecken. Da wäre zum Beispiel eine Kutsche mit eingebautem Plumpsklo. Oder jene Garnitur, wo man während der Fahrt schlafen konnte, in dem man die kaiserlichen Beine unter dem Kutschbock durchstreckte.

Auch die Karossen von so mancher Prominenz außerhalb des Hauses Habsburg waren zu sehen. Zum Beispiel jene Kutsche mit der Napoleon zu seiner Krönung zum italienischen König nach Italien fuhr. Oder die Kinderkutsche des gemeinsamen Sohnes von Napoleon und der österreichischen Prinzessin Marie-Louise.

Jagdschlitten und andere Kuriositäten

Ein kurioses Detail entdeckte ich bei den Jagdschlitten. Diese waren so angedacht, das man als Jäger bequem von seinem Sitzplatz auf dem Schlitten das heran getriebene Wild erlegen konnte. Nun, einem Herrn schien selbst das zu unbequem gewesen zu sein. Er ließ sich einen drehbaren Sitz auf den Schlitten montieren, so das er sich nicht mehr selbst drehen musste.

Einen eigenen Bereich bildeten die Tragsessel bzw. Sänften. Zu meiner Überraschung erfuhr ich an dieser Stelle, dass die Wiener schon im 18. Jahrhundert und früher das Phänomen des Verkehrsstaus kannten. Nämlich Staus gebildet aus Pferdegespannen. Darum wechselte der Businessman von damals an der Stadtgrenze von der Kutsche in den Tragsessel und erreichte so seine wichtigen Termine.

Die dunkle Krönungskutsche

Nach all diesen netten Details betrat ich den kleineren Raum und stand nun der prächtigsten Kutsche von allen ausgestellten Wagen gegenüber. Die Krönungskutsche der Habsburger Kaiser. Die fand ich gar nicht mal so interessant. Den gleich daneben stand eine etwas kleinere Kutsche mit einer bemerkenswerteren Geschichte.

Diese war ursprünglich schön bemalt und vergoldet, wurde dann aber mit der Farbe schwarz übermalt. Sie diente fortan als Krönungskutsche für jene Zeiten, wo am Hof getrauert wurde. So viel Pietät muss sein. Irgendwie sah sie aber schon kurios aus in ihrem Schwarz, wo an den schadhaften Stellen das Gold durchschimmerte.

Musterbücher statt Autokataloge

Nach diesem Höhepunkt der Wagenburg ging ich zur kleinen Galerie hinauf. Dort gab es vor allem Bilder zu sehen. Von Pferden, von Reitern, von Hunden und von Oberpferdemeistern. War jetzt nicht so spannend. Kurios waren hingegen die Musterbücher der Wagenhersteller.

Die waren aus Pappe in der Art konstruiert, dass man durch auf- und zuklappen von Pappeteilen dem potentiellen Käufer auch Variationen der angesprochenen Kutsche zeigen konnte. So konnte man sich als zukünftiger Kutschenbesitzer wohl auch die Kufen zum Radmodell bestellen.

Fazit

Nun, heute bestellt man sein Auto ja nicht mehr über Pappendeckel, und auch für mich war es Zeit wieder in die jetzige Zeit zurückzukehren. Insgesamt hat mir der Besichtigung der Wagenburg sehr gut gefallen. Die Begleittexte waren informativ und der genaue Blick auf die technischen Details der Kutschen gab mir ein Gefühl dafür, welche Technologie damals auf den Straßen fuhr.

Stand: Februar 2007

Quellen / Weiterführende Links

  • Link Beschreibung der Kaiserlichen Wagenburg in Wien auf Wikipedia
  • Link Offizielle Webseite mit Öffnungszeiten