Stift Melk

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Stift Melk als Modell

Hoch über der Donau dominiert Stift Melk sowohl die gleichnamige Stadt als auch den breiten Strom. Das beste Foto von der barocken Anlage gelingt dem Reisenden wohl von einem der kreuzenden Donauschiffe. Ich bleibe an Land und werde in einem Raum fündig: Ein Modell zeigt mir die wichtigsten Elemente dieser Wachauer Sehenswürdigkeit.

Stift Melk – Von Jakob Prandtauer bis Umberto Eco

Viele meiner internationalen Bekannten fragen mich, ob Melk im Buch „Der Name der Rose“ vorkommt. Tatsächlich wird darin ein Adson von Melk erwähnt. Persönlich bringe ich aber das direkt an der Donau gelegene Stift mit üppigem Barock und Jakob Prandtauer in Verbindung.

Auf dem Weg vom Parkplatz zum Haupteingang erinnert eine große Tafel, dass das Stift seit 2000 als Teil der Kulturlandschaft Wachau zum UNESCO-Welterbe gehört. Zwei Basteien stellen sich meinem Besuch entgegen. Die südliche ist der Rest einer Befestigungsanlage, die nördliche wurde von Jakob Prandtauer während des großen Umbaus (1702-1746) aus Symmetriegründen ergänzt.

Die nördliche Bastei ist heute Sitz des Wachaulabors. Dies ist eine Ausstellungsfläche, die von den Schülerinnen und Schülern des Stiftsgymnasium bespielt wird. Für interessierte Besucher bietet die Bastei zusätzlich einen guten Blick auf die beiden Babenbergertürme, die noch von der ehemaligen Festungsanlage stammen.

Die Babenbergertürme in Stift Melk
Die beiden Babenbergertürme sind in ihrem Kern über 1.000 Jahre alt

Nach dem Durchschreiten des Torwartlhof gelangen wir in den großen Prälatenhof. Im hellen Morgenlicht erstrahlt die Fassade in der landesweit so verbreiteten gelb-weißen Farbgebung. Nur in den vier Zentralgiebeln fallen die Darstellungen der Kardinaltugenden etwas aus dem Rahmen. Tatsächlich wurden diese Abbildungen erst in den 1980er Jahren angefertigt.

Das Museum und der Kaisergang

Jetzt ist es Zeit, das Stift von innen zu besichtigen. Die Kaiserstiege führt uns zum Kaisergang, der jene Zimmer verband, die einst für kaiserliche Gäste vorbehalten waren. Heute beherbergen diese Räume das Museum von Stift Melk.

Stiftsmuseum im Stift Melk
Die ehemaligen Kaiserzimmer sind stellenweise sehr modern adaptiert

Die Nutzung der Räume reicht von traditionell bis außergewöhnlich modern. Ich schlendere durch diese und tauche dabei in die Dauerausstellung des Museums ein. HÖRE – mit diesem Wort beginnt diese und lädt mich ein, zunächst mal dem Hörsinn den Vorzug zu geben.

Das ist vielleicht auch schon die wichtigste Botschaft, die ich aus dem heutigen Besichtigungstag mitnehme. Wenn man auch nicht auf jeden bedingungslos hören sollte, wäre gegenseitiges Zuhören dennoch eine sehr wichtige Sache.

Angesichts dieser Erkenntnis schwindet meine Aufmerksamkeit ein wenig, um dann im Marmorsaal wieder voll da zu sein. Der Grund dafür sind weniger das beeindruckende Deckengemälde von Paul Troger oder das kunstvoll gestaltete Heizungsgitter in der Mitte des Raumes.

Vielmehr erregt ein großes Gerüst meine Aufmerksamkeit. Es dient dem trivialen Grund, dass auch mal die großen Fenster des Saales geputzt werden müssen. So verbringe ich etwas Zeit, um den großen Aufwand für diesen Vorgang zu beobachten. Für Statistiker: Das Stift verfügt über 1.365 Fenster.

Die Altane und die Sommerspiele Melk

Vom Marmorsaal führt eine Tür hinaus zur Altane. Wahrscheinlich hat sich schon jeder Flussschiffpassagier gewünscht, auf diesem Teil des Stifts zu stehen. Der Blick von der Altane ist vielgestaltig. Er reicht von der Melker Altstadt bis zur Westfassade der Stiftskirche. Der Blick auf die Donau ist ein wenig durch die Landschaft verstellt, die sich zwischen dem Strom und der einmündenden Melk erstreckt. Sehr gut ist aber die Wachauarena zu sehen, dem Hauptstandort der alljährlichen Sommerspiele Melk.

Die Bibliothek des Stifts Melk

Die Bibliothek in Melk überraschte mich durch zwei Details. Zum einen klärte sie mich in Vitrinen über die faszinierende Welt der zerschnittenen Bücher auf. Früher wurden nicht mehr gebrauchte Bücher zerschnitten und die so gewonnenen Papierstreifen zur Reparatur anderer Bücher eingesetzt. Bibliothekare analysieren diese Buchstreifen und fanden dabei schon so manches Kleinod der Literatur. So wurde auf dieser Art und Weise auch ein Teil des Nibelungenliedes in Melk entdeckt.

Durch ein Video auf Youtube wurde ich noch auf ein anderes Detail aufmerksam. Die in den Bücherregalen versteckten Austrittsöffnungen der Feuerlöschanlage. Wer scharfe Augen hat, kann diese Düsen zwischen all den historischen Bücherrücken entdecken. Über eine enge Wendeltreppe klettern wir anschließend in eine kleinere Bibliothek. Dort werden wir in die Mühen der Reparatur von alten Büchern eingeweiht. Ein interessantes Detail im Raum: Die Wandbemalung verrät, dass sich hier mal ein Münzkabinett befand.

Die Stiftskirche St. Petrus und Paulus

Über einen Seiteneingang gelangen wir anschließend in die Stiftskirche. In ein paar Minuten beginnt das Mittagsgebet der Mönche. Ich nutze die verbleibende Zeit, um mich kurz zu orientieren. Im linken Seitenaltar thront der Sarkophag für die Gebeine des heiligen Koloman. Wider Erwarten ist er nicht der Gründer Stifts. Und auch das Patrozinium der Kirche lautet nicht auf seinen Namen. Dennoch war und ist er wichtig für Melk und das frühe Österreich. So war er von 1244 bis 1663 der Landespatron von Österreich ob und unter der Enns.

In einer Seitennische entdecke ich anschließend eine Darstellung der Legende zu Stift Klosterneuburg. Ich bin etwas überrascht, dass im Stift Melk auf ein anderes Stift am Ufer der Donau Bezug genommen wird. Die Verbindung lässt sich aber herstellen. Markgraf Leopold II. übergab 1089 seinen Sitz in Melk an die Benediktiner. Das erklärt für mich, dass es in diesem Stift keinen geistlichen Gründer gibt. Der Sohn des Markgrafen – Leopold III. – wurde später zum Gründer des Stifts Klosterneuburg und fand so Erwähnung in der von mir besuchten Stiftskirche.

Inzwischen hat das öffentliche Mittagsgebet der Mönche begonnen. Zu meiner Überraschung wird dieses von einem Mann mit Gitarre begleitet. Das Thema des Gebets ist „Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben“. Das passt gut zu meinem Thema des Sehens, wenn auch die Herangehensweise so gänzlich anders als meine ist. Das Gebet ist weniger spirituell, als ich es erwartet habe. Was vielleicht an der Öffentlichkeit dieses Ereignis liegen mag.

Die Restaurierungsvorhaben

Ein Haus ist nie fertig. Diese Regel gilt besonders für große Gebäude wie dem Stift Melk. Nach dem Chorgebet nutze ich ein paar freie Minuten und schlendere durch eine Ausstellung über die Restaurierungsmaßnahmen der letzten 40 Jahre. Die zahlreichen Wandtafeln im Arkadengang des Stifts geben einen interessanten Überblick was alles an einem Kloster zu reparieren oder zu erneuern ist. Die Vergänglichkeit gilt dabei nicht nur für uns Menschen, sie lässt sich auch an den Materialien Stein, Metall und Holz beschreiben.

Der Stiftspark von Melk

Nach einem Rundgang durch die geballte Menge an Barock bietet sich ein entspannter Spaziergang durch den Stiftspark an. Dieser ist außergewöhnlich groß und besteht aus mehreren verschiedenen Anlagen. Von barock kultiviert bis paradiesisch wildwuchernd. Besucher können sich hier je nach Gusto wieder der Schönheiten der Natur widmen.

Während meines Besuchs von Stift Melk im Jahre 2014 hatte ich Gelegenheit mir den Stiftspark näher anzusehen und war vor allem von der Innenausstattung des Gartenpavillons und der Pflanzenpracht im Paradiesgarten begeistert.

Gleich nach dem Betreten des Stiftsparks zieht der Gartenpavillon von Franz Munggenast die Besucher in den Bann. Ein Besuch lohnt sich. In seinem Inneren laden Fresken von Johann Baptist Wenzel Bergl zum Schauen ein. Was macht den Reiz seiner Arbeit aus? Ich würde sagen, es ist die Darstellung von exotischen Tieren. Ihre Vielzahl machen aus jedem Raum ein Kunst- und Wunderkabinett. Interessant ist auch die Biografie von Munggenast. Zu Beginn der Bauarbeiten am Pavillon war er erst 22 Jahre alt.

Wer aber nur sehr wenig Zeit hat, sollte sich zumindest das Walahfrid-Strabo-Paradiesgärtlein ansehen. Die Gestaltung dieses Gartens stützt sich auf ein über 1.000 Jahre altes Gedicht eines für seine Gartenkenntnisse berühmten Abts.

Fazit

Stift Melk besticht durch seine prunkvolle Architektur, die auch in seinem Inneren ihre Fortsetzung findet. Bei einem Besuch sollte aber auch Zeit für den Stiftspark eingeplant werden. Nach so viel in Stein gemeißelter Schönheit sollten wir als Betrachter nicht auf die Schönheiten der Natur vergessen.

Quellen / Weiterführende Links

  • Link Offizielle Webseite des Stifts Melk mit Öffnungszeiten
  • Link Beschreibung des Stifts auf Wikipedia

Offenlegung

Fotos und Texte entstanden im Rahmen einer Pressereise des Vereins Klösterreich. Die inhaltliche Gestaltung blieb zur Gänze mir überlassen.