Der Blick aus dem Rahmen

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Ausstellung "Der Blick aus dem Rahmen" im Leopold Museum

Vom 06.05.2022 bis 29.08.2022 zeigt das Leopold Museum im Wiener Museumsquartier (MQ) eine Sammlung von Porträts von Schriftstellern aus aller Welt. Diese Porträts sammelte der ehemalige Galerist, Verleger und Kunstsammler Helmut Klewan innerhalb eines Zeitraums von fünf Jahrzehnten.

Ausstellung „Der Blick aus dem Rahmen – Schenkung Sammlung Klewan“

Ich bin neugierig. Die Ausstellung verspricht eine Erfahrung auf zwei Ebenen zu werden. Welchen AutorInnen werde ich begegnen? Und von welchen KünstlerInnen werde ich deren Werke sehen? Ich blicke also auf zwei Persönlichkeiten der Kunst zum Preis von einer

Der Sammler der Werke Helmut Klewan wird gleich zu Beginn mit einem Foto von Isolde Ohlbaum vorgestellt. Die Aufnahme zeigt nicht den Galeristen persönlich, sondern seine Wohnung. Sie ist so, wie wir es uns vorstellen. In enger Hängung tummeln sich hier Gemälde, Zeichnungen und Fotografien an den Wänden. Die Hausratsversicherung wird wohl eine astronomische Summe betragen.

Ein Turnsaal mit rund 200 Persönlichkeiten

Doch zurück zur Ausstellung. Ich betrete den Saal mit der eigentlichen Sammlung. Von seiner Größe erinnert mich der Raum an einen kleinen Turnsaal. Die Wände sind eng behängt, nur ein kleiner Teil der Fotos ist ausführlich beschrieben. Die Porträts sind aber übersichtlich nach Ländern und Regionen geordnet, und lassen so interessante Schlüsse zu.

Die Begleittexte dieser Gruppierungen verraten einiges über die Zusammenhänge zwischen den Erfolgen dieser Autoren und der Sprache der Länder. Hier gewann ich auch die größten Erkenntnisse aus dieser Ausstellung. Zum Beispiel wie sich die englische Sprache am Schnittpunkt von nordischen Völkern und der französischen Sprache Wörter aus beiden Ecken entlieh.

USA

Ich beginne meinen Rundgang mit den USA. Ich blicke auf Edgar Allen Poe, der auf seinen Porträts immer etwas unglücklich wirkt. Andere Autoren blicken schon selbstbewusster von ihren Fotos. Die Informationen über die Region klären mich darüber auf, dass gleich mehrere amerikanische Autoren viele Jahre in Marokko verbrachten. Der für mich überraschende Fokus bei den Regionaltexten sollte sich dann in der Ausstellung fortsetzen.

Die romanische Welt I

So erinnert der Text über die romanische Welt daran, dass lange Zeit drei Kulturen in Spanien lebten und wirkten. Erst mit der Vertreibung der jüdischen und islamischen Bevölkerung setzte sich eine Art spanische Literatur durch. Diese Einleitung hinterlässt in mir ein eher düsteres Gefühl, erinnert es doch daran, dass menschliche Leistungen und Abgründe knapp beieinanderliegen.

Der Norden

Hier erfahre ich zum ersten Mal von einem Begriff, der sich Jantes Gesetz nennt. Er führt mich in eine Sichtweise auf die skandinavische Literatur ein, die ich so noch nicht kannte. Allerdings kannte ich aus dieser Region bisher nur die Erzählungen von Hans Christian Andersen und wenn man so will auch das eine oder andere verfilmte Werk von Henning Mankell.

Deutschland und die deutschsprachige Schweiz

Naturgemäß kenne ich von den deutschsprachigen Autoren die meisten. Geheimrat Goethe sieht mir staatstragend entgegen. Thomas Mann trägt seine Aktentasche, der ich einige Wochen später thematisch noch mal begegnen sollte. Hier tauchen erstmals auch Autorinnen in der Riege der porträtierten Schriftsteller auf. Ich entdecke Bettina von Arnim ebenso wie Annette Freiin von Droste-Hülshoff unter den Abgebildeten.

Die romanische Welt II

Bei den französischen Autoren suche ich nach Antoine de Saint-Exupéry. Ich finde ihn nicht. Ich bin leicht irritiert. Doch da fällt mir ein: Es ist nicht eine Zusammenstellung der bekanntesten Autoren. Es ist eine Sammlung von Abbildungen dieser Autoren. Vielleicht ließ sich Antoine de Saint-Exupéry nicht gerne fotografieren oder es war keines seiner Fotos erhältlich.

Ich betrachte aufmerksam die anderen Autoren und lerne dabei, dass der berühmte Jean-Jacques Rousseau kein Franzose war. Er wurde in Genf geboren.

Österreich

Die österreichischen Autorinnen und Autoren kenne ich teilweise von Lesungen. Manchmal begegnen sie einem einfach auf der Straße oder in der Bahn. Deren Fotos überraschen mich deswegen nicht. Interessanter sind da schon die Zeichnungen. Zum Beispiel eine Abbildung des Schriftstellers Adalbert Stifter durch Alfred Kubin. Mich beschleicht das Gefühl, in dieser Zeichnung ist sehr viel mehr Kubin als Stifter enthalten.

Ansonsten wird spätestens bei der Gruppe Österreich klar, dass die Einteilung nach Nationalitäten wenig Sinn macht. War der in Prag geborene Franz Kafka Böhme, Deutscher oder Österreicher?

Großbritannien und Irland

Der Begleittext über die Region behandelt mehr die englische Sprachgeschichte als die Biografien der Autoren. Der Text liest sich aber spannend. So erfahre ich, dass es in der englischen Sprache für viele Begriffe gleich mehrere Wörter gibt, deren Verwendung etwas über den Stand der sprechenden Person verrät. Die abgebildeten Autoren kenne ich hauptsächlich von Filmen. So entdecke ich Lewis Caroll, der immer wieder mal bei den Oxford Krimis mit Inspector Lewis erwähnt wird. Auf seinem Porträt ist er allerdings nur schwer erkennbar.

Russland

Der Begleittext zur russischen Literatur liest sich vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine wie eine Anklage gegen die russische Seele. Wenn auch geschickt mit Hinweisen auf die großen Werke russischer Autoren verbunden. Ich nehme jedenfalls für mich mit, dass ich mir mal das Werk „Der Revisor“ von Nikolai Gogol näher ansehen werde.

Fazit

In der Ausstellung prüfte ich meine Kenntnisse, ob ich die Autoren anhand ihrer Fotos erkennen würde. Das gelang bei einigen. Bei vielen Autorinnen und Autoren wurde mir bewusst, dass ich mir noch nie Gedanken über deren Aussehen gemacht hatte. Das vermittelte Hintergrundwissen zu den Abgebildeten war eher spärlich gesät. Überraschungen wie Jantes Gesetz gab es dennoch.

Quellen / Weiterführende Links

  • Link Offizielle Webseite der Ausstellung „Der Blick aus dem Rahmen“
  • Link Offizielle Webseite des Leopold Museums mit Öffnungszeiten