Stadtmuseum Graz

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Nachdem ich in einer Stadt wohne, die im Jahre 2003 die europäische Kulturhauptstadt sein darf, möchte ich heute was über das Stadtmuseum meiner Heimatstadt erzählen.

Lage

Das Stadtmuseum von Graz ist im Palais Khuenburg mitten in der Grazer Altstadt untergebracht. Obwohl es nicht den Glanz anderer Palais trägt, ist es doch geschichtsträchtig.

Hier wurde nämlich Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand geboren, dessen Ermordung in Sarajevo 1914 den Ersten Weltkrieg entzündete.

Erreichbar ist es mit allen Straßenbahnlinien der Stadt Graz, da es nur 50 Meter vom Grazer Hauptplatz entfernt liegt.

Garderobe

Die Garderobe war unbewacht und bot nur Hacken und Kleiderbügel für meine Jacke. Den Fotoapparat nahm ich deshalb gleich mit mir in die Ausstellung mit. Fotografieren war erlaubt.

Ein schönes Fotomotiv entdeckte ich dann auch im ersten Stock, wo ich vom Balkon aus das Wahrzeichen von Graz, den Uhrturm, zwischen den Dächern von Graz erwischte.

Museumsshop

Das Museum hat nicht wirklich einen Museumsshop. An der Kasse liegen hauptsächlich Faltblätter von anderen Ausstellungen aus. Wer aber Bücher über die Stadt Graz sucht, wird bei den Buchhandlungen am Hauptplatz und bei Kastner & Öhler gut schräg gegenüber gut bedient.

Sonderausstellung

Zum Zeitpunkt meines Besuches fand gerade eine Ausstellung über den slowenischen Architekten Jože Plečnik statt. Zu diesem Architekten hatte ich insofern einen Bezug, als ich mir seine Werke im vergangenen Herbst in Laibach angesehen hatte.
Plečnik war so eine Art nationaler Architekt im Slowenien der Zwischenkriegszeit. In Laibach wurde zur damaligen Zeit fast kein öffentliches Gebäude gebaut, das nicht von ihm entworfen wurde. Dabei versuchte er Lebensräume für uns Menschen zu gestalten und bezog in seine Planungen auch den Raum zwischen den Gebäuden ein.

Die Ausstellung war wunderbar organisiert. Die Böden der Räume waren mit Luftbildern von Laibach tapeziert. Ich konnte also die ganze Zeit über „mein“ Laibach spazieren, wie ich es wenige Monate zuvor kennen gelernt hatte.

Die einzelnen Meisterwerke Plečniks wurden in Filmen präsentiert, wobei jeder Monitor sich genau einem Werk widmete. Diese Filme waren aber ohne Ton, so dass ich als Besucher meine eigene Beobachtungsgabe gebrauchen musste um zu verstehen, was ich da eigentlich sehe.

Plečnik arbeitete viel mit Symbolik und so war auch in der Ausstellung einiges an Symbolik verborgen. Der Weg zum Originalmodell des slowenischen Parlaments führte durch einen kreisrunden Raum, wo Stühle aus dem Nachlass Plečniks in einem Kreis aufgestellt waren. Dieser Kreis sollte das Parlament symbolisieren, was mir aber auch erst nach Durchlesen einer ausgelegten Zeitung zu diesem Thema klar wurde.

An den Wänden befanden sich Sprüche von Plečnik, die mir zeigten, das er ein sehr weiser Mensch gewesen sein musste. So gesehen, war allein diese Ausstellung schon einen Besuch des Stadtmuseums wert.

Dauerausstellung Franz Ferdinand

Im Erdgeschoß guckte ich mir anschließend in dem Raum über Erzherzog Franz Ferdinand um. Wie ich schon eingangs erwähnte, wurde diese schicksalhafte Persönlichkeit in den Räumen des Stadtmuseums geboren, als es noch als Palais Khuenburg seinen Eltern als Logis diente.

Franz Ferdinand war für mich bisher nur ein glückloser Thronfolger, dessen politischen Absichten ihm zum Verhängnis wurden, als serbische Attentäter ihn an einer Reformierung der österreichisch-ungarischen Staatsidee hindern wollten.

Die Ausstellung änderte ein wenig meine Ansichten über ihn. Er zeigte insofern Mut, als er eine nicht ebenbürtige Ehe einging und deshalb auf vieles verzichten musste. Aber andererseits schien er auch sehr unfreundlich gewesen zu sein, niemand mochte ihn besonders.

Zu alledem war er auch noch unglaublich süchtig nach der Jagd, seine Opfer unter den Tieren gingen in die Tausenden. Schon sympathischer wurde er mir durch seine Reiseleidenschaft, so machte er in noch glücklicheren Tagen eine Weltreise, was damals auch für Prinzen nicht so selbstverständlich war.

Das alles zeigten mir eine Reihe von Schautafeln mit Bildern und Zitaten. Originalgegenstände von Franz Ferdinand gibt es allerdings nicht zu sehen.

Dauerausstellung Graz

Aber ein Stadtmuseum wäre kein Stadtmuseum, wenn es nicht auch etwas über die Stadt selbst berichten würde. Im 2. Obergeschoß entdeckte ich dann auch mein ganz persönliches Prunkstück.

Dabei handelte es sich um ein Modell, das die Stadt Graz noch in den Grenzen ihrer Stadtmauern zeigte. Obwohl ich nun schon mehr als dreißig Jahre in dieser Stadt lebe, konnte ich aus diesem Modell doch noch einiges an Neuem erfahren.

So konnte ich die genauen Züge der Stadtfestung auf unserem Schlossberg erkennen und auch wie es hinter der Burg aussieht. Die Burg ist ja der Sitz der steirischen Landesregierung, wo ich als Bürger ja nicht so leicht reinkomme.

Gleich neben dem Modell ging es dann ab in den Biedermeier. Ich habe mich bisher noch nie so sehr mit dieser Zeit beschäftigt und freute mich natürlich, mal was aus dieser Zeit zu sehen.

Bemerkenswert fand ich vor allem diese kleinen Bildchen, die man damals für ein paar Groschen erwerben konnte. Es waren lustige Sinnsprüche darauf, die man vielleicht mal seiner Angebeteten zusteckte?

In einem anderen Raum wurde es allerdings wieder sehr ernst. Dort wurde etwas über die Frühzeit von Graz erzählt. Angeblich haben um dem markanten Berg schon allerlei Völker gesiedelt.

Eine richtige Städtegründung fand aber erst sehr viel später statt. Im Mittelalter war dann Graz aber auch mal Residenz eines Kaisers. Von all diesen Zeiten konnte ich in einem Raum Spuren in Form von Krügen, Gewandnadeln, Münzen und Dokumenten sehen.

Mit drei Räumen war dann aber die Geschichte von Graz beendet. Im Vorraum gab es noch einige Fotos und Stiche zu sehen, wobei beide Darstellungen dieselbe Gegend abbildeten. Nur eben gut zweihundert Jahre auseinander.

Eine Gegenüberstellung, die vor allem für die Grazer selbst sehr interessant. Beeindruckend waren auch die Fotos des Fotografen Bude im Keller des Stadtmuseums. Er hatte noch am Ende des 19 Jahrhunderts jedes Haus fotografiert, das kurz vor dem Abbruch stand. Dadurch hatte konsequent ein Graz fotografiert, von dem er wusste, das es bald verschwinden würde. Eine sehr berührende Fotodokumentation.

Bei der Beschreibung aller Schaustücke fiel mir positiv auf, dass nahezu alles in Deutsch und Englisch beschrieben war. Negativ fiel mir allerdings auf, das die Beschriftungen meistens irgendwo bei der Tür waren und ich den Zusammenhang erst anhand der Nummerierung unter den Objekten herstellen konnte.

Zum Abschluss ging ich noch ein wenig ins Freie. Wenn man über den Hof des Stadtmuseums geht, gelangt man nämlich zum Reinerhof und dort zur gotischen Halle. Dieses Gewölbe ist ein sehr alter Teil von Graz und wird heute ab und zu für Veranstaltungen genutzt. Leider war das Gewölbe geschlossen und ich konnte es nur schlecht durch das spiegelnde Glas der Eingangstür besichtigen.

Auf dem Rückweg kam ich dann noch an der Apotheke vorbei, die ebenfalls zum Stadtmuseum gehört. Diese Apotheke ist nicht mehr im Betrieb, sondern wird insbesondere bei Kinderführungen verwendet, um den Besuchern eine alte Apotheke zu zeigen.

Laut Webseite bietet das Museum auch noch andere Aktivitäten an. So kann man zum Beispiel an bestimmten Sonntagen ins Museum frühstücken gehen. Aber leider besuchte ich dieses Museum erst am späten Nachmittag und es waren nicht mal Krümel mehr für mich übrig.

Fazit

Mich hat vor allem die Ausstellung über Plečnik in das Museum gelockt und ich bin mit dieser vollauf zufrieden gewesen. Der Teil über die eigentliche Stadtgeschichte kann sich zwar nicht mit anderen Stadtmuseen messen, die ich schon gesehen habe, aber für mich Grazer war es alleine wegen des Stadtmodells ein Besuch wert.

Stand: Juni 2003

Quellen / Weiterführende Links